Geschichte von Zouk Teil 2a: Der Lambada geht in die Tanzschule

Heute beschäftigt uns ein sehr spannendes Thema: Wer hat Zouk „geschaffen“? Können wir die Urheberschaft von Zouk einer einzigen Person zuweisen oder es ist vielmehr das Werk einer großen Gruppe von Menschen? Let’s go!

Die Lambada-Tanzszene am Anfang der 90er Jahren

Zur Erinnerung: Der Lambada-Trend ist am Anfang der 90er verblasst und es gab eine Menge von Tänzern, die ihre Leidenschaft weiter betreiben wollten und dringend neue Musik brauchten. Sie probierten es mit anderen karibischen Rhythmen aus und die Zouk-Musik aus der französischen Antillen war ein sehr guter Ersatz für Lambada. Die Zouk-Musik wird sich nach und nach in ganz Brasilien durchsetzen und jede Region passt den Lambada-Tanz anders an.

Die Entwicklung von Zouk in Rio de Janeiro

Wir weden uns jetzt konkret der Tanzszene von Rio de Janeiro zuwenden.

Einerseits finden wir die Partys. Der bekannteste Club für Lambada in Rio war „Ilha dos Pescadores“. Es gibt noch Aufnahmen aus dieser Zeiten und der Lambada, der da getanzt wurde, erinnert sehr stark an unseren Zouk. Es gab viele Figuren, wo die Tänzer umeinander herum tanzen, die dem heutigen Zouk sehr ähnlich sind. Eine Sache muss aber gesagt werden: Der Lambada war ein Tanz, bei dem sich viele Frauen an Nacken und am unteren Rucken verletzt haben. Patricia de Bali war damals die bekannteste Tänzerin in Ilha dos Pescadores und wenige Jahre später konnte sie gar nicht mehr tanzen, weil sie sich am Nacken verletzt hatte.

Anderseits haben wir die Tanzschulen. Ihr werdet Euch an Adilio Porto erinnern. In dem letzten Beitrag haben wir über ihn gesprochen (hier könnt Ihr weiterlesen – link). Er hat Anfang der 90er bei Jaime Arôxas Tanzschule Lambada -unter anderem- unterrichtet. Hier könnt Ihr Adilio Lambada tanzen sehen. Mir macht dieses Video sooooo viel Spaß!

 
1993 lernte Adilio Renata Peçanha kennen. Renata hatte schon damals einen großen tänzerischen Hintergrund (Ballet, Modern Dance, Contemporary, Lambada) und kam zu Jaime Arôxas Schule, um die „bailes de salao“ (Tango, Bolero, Samba…) zu vertiefen. Die Partnerschaft zwischen Adilio und Renata musste wirklich etwas sehr besonders sein. All die Leute, die sie live damals erlebt haben, sagen, dass die beide zusammen magisch waren. Sie waren tänzerisch sehr fruchtbar und wir sollten richtig froh sein, dass es sie gegeben hat.

Als Tanzlehrerpaar stießen sie gegen ein Problem: die Geschwindigkeit des Lambadas war hoch und deswegen nur für jungen Menschen geeignet. Der Lambada war so schnell, dass man den Grundschritt nur auf der Stelle tanzen konnte. Wäre doch nur die Musik etwas langsamer! Die Lösung: die Zouk-Love-Musik. Diese Variante von Zouk war viel ruhiger und wurde von Adilio und Renata angenommen. Ab jetzt war es möglich, den Tanz in eine anderen Richtung zu entwicklen. Der erste Zoukkurs in Rio hieß „Zouk-Love“: Es war der Name, der auf einer CD von Adilio stand, die für den Unterricht benutzt wurde.

In vielen Tänzen wurde damals der Grundschritt nach vorne und nach hinten gemacht. Jetzt war es auch im Zouk möglich, denn die Musik war nicht mehr so schnell. Adilio und Renata haben damals den Grundschritt von Samba und auch von Bolero in den „langsamen Lambada“ gebracht. Ab diesem Moment hat sich die Dynamik des Tanzens geändert. Sie haben auch viele weitere Schritte entwickelt:

  • den Lateral-Schritt aus Bolero, was eine „Tür“ zu vielen weiteren Schritte und neue Möglichkeiten war.
  • den Elastic aus dem tänzerischen Background von Renata.
  • den Bonus (auch Bumerangue genannt). Das war damals auch sehr wichtig, denn den Lambada hat man bis dahin im Kreis oder mit Körperkontakt getanzt. Nun konnte man auch viele neue Schritte auf der Linie tanzen.

Hier könnt Ihr sehen, wie 1998 Zouk aussah. Das Video startet mit Tango und ab Minute 2:27 kommt Zouk. Hier kann man sehen, dass Tanzlehrer in Brasilien oft Tanzlehrer für viele verschiedene Tänze sind. Das bedeutet eine große Bereicherung.

 
Das wars für heute!

Was meint Ihr? Hat eine einzige Person Zouk geschaffen oder es ist viel mehr das Werk einer großen Gruppe von Menschen? Nächste Woche werden wir darüber reden. Bis dann!

 

 

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